Stephan Dillemuth: Elbsandsteingebirge 1789–1848
Zwischen Zitaten und Imagination, akademischem Sprech und Dilettantismus bürstet der Künstler Stephan Dillemuth (*1954) in seinem Film Elbsandsteingebirge 1789–1848 aus dem Jahr 1994 die deutsche Romantik gegen den Strich. Wie in einer aufgedrehten Geschichtsstunde collagiert der Film in inflationärer Dichte historische Begebenheiten und kanonische Werke aus Musik, Philosophie und Literatur des 19. Jahrhunderts mit punkigem Amateurschauspiel und retrofuturistischen Special Effects.
- Ausstellungsort Albertinum
- Laufzeit 15.10.2024—02.02.2025
täglich 10—18 Uhr, Montag geschlossen
- Eintrittspreise Eintritt frei
Schon in seinem ersten Katalog
Schon in seinem ersten Katalog von 1986 bezieht sich Dillemuth auf einen Text der deutschen Romantik: In Ludwig Tiecks Franz Sternbalds Wanderungen wird das Driften, Streben und Werden eines jungen Künstlers beschrieben. Das romantische Ideal des Kunstschaffenden nutzt Dillemuth in seinen Arbeiten als eine Art Marionette, mit der er Kunstgeschichten bespielen kann. Hierfür zieht er das Künstlerbild der Romantik, das bis heute prägend ist, für verschiedene Identifikationen und Rollenspiele heran, wobei insbesondere das Konzept der romantischen Ironie zum Tragen kommt.
Die romantische Ironie ist jedoch nicht mit dem heutigen Begriff von Ironie zu verwechseln, bei dem es darum geht, sich durch eine gewisse humorige Verstellung Gesprächs- und Distinktionsvorteile zu verschaffen. Im eigentlichen Sinne reflektiert sie vielmehr kritisch die eigenen Ambitionen und lässt auch die verschiedenen Hindernisse, die auf dem Weg dieses Begehrens liegen, in die Produktion einfließen. Das anfängliche Ziel wird unter Umständen gar nicht erreicht, aber es entsteht eine neue, möglicherweise auch gebrochene Form, welche die Suche wie auch ihre Hindernisse mit einbezieht.
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Elbsandsteingebirge 1789–1848
Elbsandsteingebirge 1789–1848 entstand in den 1990er Jahren, zu einer Zeit, in der das Sampling von DJs im Musikbereich eine wichtige Rolle spielte. Auch in Dillemuths Filmen aus diesen Jahren könnte man von Sampling von Fremdmaterial sprechen. Warum sollte man gewisse Handlungsstränge und Locations neu erfinden, wenn es sie schon gibt? Dillemuth verknüpft diese Schnipsel zu einer neuen Erzählung, die, im Sinne der romantischen Ironie, ihre verschiedenen Quellenmaterialien zur Schau stellt.
Der Film schlägt die Brücke zwischen der Französischen Revolution und deutschen Demokratiebestrebungen und nimmt dabei ein Panorama aus Personen in den Blick, dessen Wege Ostsachsen und seine Umgebung kreuzten. Eklektisch zeichnet Elbsandsteingebirge 1789–1848 das stetige Abgleiten des revolutionären Potenzials der Romantik in den Konservatismus des Biedermeier nach.
Seit 2023 zeigt das Albertinum im Hermann-Glöckner-Raum
Seit 2023 zeigt das Albertinum im Hermann-Glöckner-Raum kleine Präsentationen zeitgenössischer Künstler*innen, die mit dem Medium Bewegtbild arbeiten. Die ausgewählten Video- und Filmarbeiten, die Leihgaben sind oder aus unserem Bestand kommen, stehen häufig im offenen Dialog mit den Themen und Schwerpunkten unserer Sammlungspräsentation. In unserem Erdgeschoss gelegen, ist der Hermann-Glöckner-Raum auch ohne Ticket für jeden frei zugänglich und versteht sich somit als Verlängerung unseres öffentlichen Angebots im Lichthof.
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