Albertinum: Heimo Zobernig: Piet Mondrian

Heimo Zobernig. Piet Mondrian. Eine räumliche Aneignung

Ausgehend von Raumentwürfen der Moderne hinterfragen zeitgenössische Künstler*innen im Albertinum aktuelle Raum- und Ausstellungskonzepte. Heimo Zobernig befasst sich seit Mitte der 1980er Jahre künstlerisch mit Raumgestaltung und der Präsentation von Kunst sowie mit geometrischen Abstraktionen wie jenen von Piet Mondrian. In einem seit 2000 fortlaufend entstehenden Gemäldezyklus untersucht er mit Materialien wie Acrylfarbe und Tape das Raster als richtungsweisende Ausdrucksform seit der Moderne.

Ausstellungsort Albertinum

Laufzeit 02.03.2019—02.06.2019

Im Albertinum präsentiert er eine Auswahl jüngerer Gemälde aus dieser Serie sowie eine neue Raum-Installation im Lichthof. Grundlage für diese Arbeit sind Entwurfszeichnungen von Piet Mondrian, die 1926 für ein Zimmer in der Villa der Dresdner Kunstsammlerin Ida Bienert entstanden waren und als Teil der Ausstellung Zukunftsräume im Albertinum zu sehen sind. Während Mondrians Entwurf nicht realisiert wurde, ist Zobernigs Installation in den Ursprungsmaßen des Zimmers als Innenraum begehbar sowie als kubische Skulptur erlebbar.

**Heimo Zobernig in Kooperation mit Eric Kläring, Piet Mondrian. Eine räumliche Aneignung, 2019** Isometrischer Plan der Raum-Installation für den Lichthof des Albertinum

**Piet Mondrian, Farbentwurf für den Salon der Ida Bienert, (Axonometrie I), 1926** Deckfarben, Tusche, Bleistift, 37,6 x 56 cm, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Innenansicht einer Rauminstallation, die aus verschiedenfarbigen Tafeln besteht — **Ausstellungsansicht "Heimo Zobernig. Piet Mondrian. Eine räumliche Aneignung", Installation im Lichthof**

**Ausstellungsansicht "Heimo Zobernig. Piet Mondrian. Eine räumliche Aneignung" im Gelenkraum**

Demonstrationsräume. Interventionen von Céline Condorelli, Kapwani Kiwanga, Judy Radul

Céline Condorelli, Kapwani Kiwanga und Judy Radul wurden eingeladen, im Rahmen des Projekts Demonstrationsräume die Sammlungspräsentation des Albertinum zu reflektieren. In verschiedenen Räumen des Museums entwickelten sie künstlerische Interventionen, die sich mit Gewohnheiten des Sehens und räumlichen Wahrnehmens beschäftigen. Damit knüpft das Projekt an Ideen von El Lissitzky an, der mit seinem „Demonstrationsraum“ für die Internationale Kunstausstellung Dresden 1926 die Kunstbetrachtung durch eine unkonventionelle Raumgestaltung zu aktivieren suchte. Bis heute wohnt den progressiven Entwürfen Mondrians und Lissitzkys das Potenzial inne, neue Denkansätze anzuregen.

Céline Condorelli

Während diese in den Ausstellungsrundgang der 2. Etage integriert wurden, wird das eigens für das Albertinum entworfene Möbelstück "Spatial Composition" 12 als benutzbare und zugleich skulpturale Sitzgelegenheit zusammen mit sechs Zeichnungen und historischen Ausstellungsansichten des Albertinum ausgestellt.

Ausstellungsansicht "Demonstrationsräume. Interventionen von Céline Condorelli" — Der Stoff für die Sitzgelegenheiten zitiert afrikanische Muster, deren Farben in Condorellis Interpretation sämtlich aus der Farbgestaltung verschiedener historischer Ausstellungsräume stammen. Wenig bekannt ist heute, dass häufig auch Pflanzen in Ausstellungsräumen standen. Eine Auswahl solcher Pflanzen zeigt die Künstlerin in ihrer Serie von Zeichnungen mit dem Titel "Plant Study".

Kapwani Kiwanga

Kiwanga positioniert einen leuchtenden, gerasterten Quader zentral im Raum. Die Intensität des Lichts basiert auf Wetterdaten aus Ägypten und beleuchtet eine Anordnung verschiedenfarbiger, großer Stoffbahnen, die den Farben zweier Gemälde aus Slevogts Zyklus entlehnt sind ("Morgen bei Luxor" und "Sudanesische Frauen").

Sie reichen von Facetten von hellem Blau des Himmels, über ockerfarben, sandige Bodentöne bis hin zu jenen Farben, mit denen die Haut von zwei sudanesischen Frauen definiert wird. Aus dekolonialer Perspektive richtet Kiwanga den Blick auf das Verhältnis von einem weit entfernten realen Raum zu dem durch Farben definierten Bildraum und dem Ausstellungsraum sowie damit verbundenen Fragen der Wahrnehmung.

Judy Radul

Radul hat für ihre Intervention das Gläserne Depot gewählt, in dem ein Teil der Skulpturensammlung gezeigt wird. Die vornehmlich figurativen Skulpturen sind durch die großen Fenster einsehbar, jedoch ist der Depot-Raum für die Besucher*innen nicht zugänglich. Die dreidimensionalen Skulpturen sind nach vorne ausgerichtet und werden durch die Fläche der Fenster auf ein einzig frontal wahrnehmbares Bild reduziert.

An einigen Stellen des Depots hat Radul Kameras aufgebaut, die andere Perspektiven auf die Kunstwerke zulassen und deren Aufnahmen live auf einen Monitor im Betrachter*innenraum übertragen werden. Der Monitor ist Teil einer Installation von Sockeln unterschiedlichen Alters aus dem Bestand des Albertinum. Diese wurden wiederum von der Künstlerin auf Sockel in den knalligen Farben von Markier-Stiften gestellt. Es entsteht ein System, das die Hierarchien des Sehens und Zeigens ebenso vergegenwärtigt, wie das damit verbundene Verhältnis zu den Betrachter*innen.

Publikation zur Sonderausstellung

Demonstrationsräume. Künstlerische Auseinandersetzung mit Raum und Display im Albertinum

Herausgeber: Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Isabelle Busch, Kathleen Reinhardt, Hilke Wagner, 143 Seiten, 2020, Spector Books OHG (Verlag), ISBN 978-3-95905-352-5, 28 €