Albertinum: Beyond the River

Ewa Axelrad, Breakblood Breaksoil Breakwater I, 2018

Beyond the River

Künstlerinnen im Dialog mit dem Muskauer Park

Fünf zeitgenössische Künstlerinnen nähern sich mit ortsspezifischen, vor allem installativen Werken der deutsch-polnischen Grenzregion um Bad Muskau und dabei insbesondere dem zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Muskauer Park an.

Ausstellungsort Bad Muskau, Neues Schloss und Park

Laufzeit 04.03.2018—31.05.2018

Die Künstlerinnen Ewa Axelrad (*1984), Maria Loboda (*1979), Agnieszka Polska (*1986), Katarzyna Przezwańska (*1984) und Iza Tarasewicz (*1981) folgten der Einladung, sich mit dem historischen Ort und seiner vielschichtigen Geschichte seit der Pückler’schen Blütezeit des Landschaftsparks um 1850 auseinanderzusetzen. Durch die Auswahl und Neuproduktion ihrer Werke erweitern sie die tradierte Erzählung dieses Ortsensembles um zeitgenössische Kapitel.
Die insgesamt sechs Installationen und eine Videoarbeit nehmen die Ausstellungsräume des Neuen Schlosses ein, drängen in das angrenzende Kavaliershaus, besetzen den historischen Park und eröffnen somit einen lebendigen Dialog von Innen und Außen, von Geschichte und Gegenwart und über Landesgrenzen hinweg.

Objekt aus drei übereinander installierten Eiern — Rund dreißig mittelgroße bis kleine Objekte unterschiedlicher Höhen präsentiert, füllen das Turmzimmer des Neuen Schlosses. So gut wie allen Bestandteilen der Werkgruppe „Ohne Titel“ von Katarzyna Przezwanska liegt ein natürliches Material zugrunde. Es sind Steine, Pflanzen, Mineralien und andere geologische oder vegetative Fundstücke, die von der Künstlerin entweder durch die Überarbeitung mit intensiven Farben oder durch die Installation und Kombination von ihrem ursprünglichen Kontext entkoppelt werden. In ihrer neuen Künstlichkeit erinnern sie an archaische Kultobjekte und exotische Altäre.

Gerüst aus Metallstangen mit Hanffasern, Pigmenten und Draht — Ein Gerüst aus vertikal und horizontal angeordneten Stahlleisten, lässt ein über zwei Meter hohes und mindestens ebenso breites dreidimensionales Modell entstehen. Innerhalb dieses spröden, verrosteten Koordinatensystems sind vereinzelte Materialstudien verzeichnet. Diese Anordnungen in Iza Tarasewicz Installation "Do, dicco, addico" wirken mal wie beiläufige Spuren archaischer Kulturen, mal wie ästhetische Kompositionen.

Ansicht einer Videoleinwand im Kavalierhaus im Park Bad Muskau — In einem abgedunkelten Raum des Kavaliershauses wird der Muskauer Park zum Ausgangspunkt einer surrealen Vision. In fantastischen Bildern und poetischer Sprache, erzählt Agnieszka Polskas Film „The Mirrored Garden“ von einem Garten, der an einer Achse in zwei identische Welten gespiegelt wird. Die Erfahrung der Staatsgrenze, die mitten durch Pücklers Gartenlandschaft verläuft und so zum Berührungspunkt zweier dem Park übergeordneter Ordnungen wird, bildete den Auslöser für die Produktion der Arbeit.

Ansicht eines scheinbar freischwebenden Seils aus Silikon und Pflanzenfasern — Ein sieben Meter langes, schwarzes Tau wächst als dunkle Linie durch die Ausstellungsräume des Neuen Schlosses. Über den ihm zugewiesenen Raum hinaus drängt es dem Besucher entgegen und leitet ihn entlang seiner Windungen und Schleifen. Iza Tarasewiczs Skulptur „Arena II“ erscheint abhängig vom Standpunkt und der Bewegung des Betrachters mal zweidimensional wie eine abstrakte Zeichnung vor weißem Grund, mal dreidimensional als skurrile architektonisches Gerüst. Die Linie, die sich im Muskauer Kontext auch mit dem Verlauf der Neiße auf einer Landkarte assoziieren ließe, ist keine statische.

Zehn Thuja-Gewächse im Muskauer Park — Eine nomadische Skulptur bewegt sich wie von Geisterhand durch den Muskauer Park. Zehn über drei Meter hohe Thuja-Gewächse bilden Woche für Woche neue Formationen und nähern sich dabei anfangs beinahe unbemerkt, aber stetig dem Zentrum der Anlage, dem Neuen Schloss. Während der Ausstellungsdauer wird Maria Lobodas Installation "This Work is Dedicated to an Emperor" zwölf Formationen bilden und dabei Stück für Stück – von der Neiße über die Schlosswiese – wandern, um sich schließlich Ende Mai unmittelbar vor dem Schlosstor zu positionieren.

Die Frage nach der Bedeutung von Grenzen im Zeitalter eines sich wandelnden Europa wird auf vielerlei Ebenen berührt. Ähnlich wie die Grenze beim Spaziergang durch den Muskauer Park vollkommen unbemerkt überschritten wird, agieren auch die Künstlerinnen, die alle in Polen geboren sind, in ihrer Arbeitspraxis und ihrem künstlerischen Ansatz fernab nationaler Zuordnungen.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Katarina Lozo.