Innenraum mit Menschen
© SKD, Foto: Oliver Killig

Focus Albertinum: „Nach meiner Kenntnis ist das sofort…, unverzüglich“

Zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution präsentiert das Albertinum in Kooperation mit dem Kunstfonds drei Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen, die sich mit diesem zentralen Ereignis und seinen Nachwirkungen beschäftigen. Als Vertreter zweier unterschiedlich betroffener Generationen bieten Via Lewandowsky auf der einen Seite, Henrike Naumann und Mario Pfeifer auf der anderen verschiedene künstlerische Annäherungen an die Ereignisse vom Herbst 1989 und deren gesellschaftliche Folgen.

  • Laufzeit 10.09.2019—06.09.2020

Erstmals wird Via Lewandowskys

Erstmals wird Via Lewandowskys (* 1963) Bildschaukel mit den beiden Seiten "Gefrorene Glieder brechen leicht" und "Gruß" in Dresden ausgestellt. Das Werk stammt aus den Jahren 1988/89: Während "Gefrorene Glieder brechen leicht" 1988 in Ost-Berlin entstand, wurde die zweite Seite mit dem "Gruß" 1989 in West-Berlin gemalt, wo sich der Künstler im Rahmen einer Einladung zu einer Ausstellung im Haus am Waldsee zum Zeitpunkt des Mauerfalls aufhielt. Damit ist es historisch gesehen ein deutsch-deutsches Kunstwerk, das zudem eine Rückbindung an den Ausbildungsort des Künstlers, Dresden, erhält, indem der Fuß der Schaukel – also seine Basis – mit Trümmersteinen aus der Frauenkirche beschwert wird.

© SKD/VG Bild-Kunst 2019, Foto: Pina und Via Lewandowsky
Via Lewandowsky, Bildschaukel, Seite 1: Gefrorene Glieder brechen leicht, 1988/ Bildschaukel, Seite 2: Gruß, 1989 Vier Bildtafeln, doppelseitig bemalt, Acryl/Leinwand und Kappa, Metallrahmen, Schaukelfuß aus Metall, Sandstein, ca. 450 x 140 x 100 cm, Förderankauf des SMWK, 1995, Kunstfonds

Henrike Naumann

Henrike Naumann (* 1984) inszeniert in ihrer Videoarbeit und Installation „Triangular Stories“ aus dem Jahr 2012 Szenen von Jugendkultur der 1990er Jahre in Ost und West, zwischen Terror und Amnesie. Der Betrachter wird mittels zweier vermeintlicher Homevideos, die aber mit Schauspieler*innen gestellt sind, in die Lebenswelt von Teenagern des Jahres 1992 eingeführt. Während sich die Heranwachsenden im Osten teilweise ideologisch geprägte Vorbilder suchten („Terror“), gab man sich im Westen eher dem Vergessen durch Drogenrausch und Reisen hin („Amnesia“).

Mädchen zeigt Mittelfinger
© Henrike Naumann
Henrike Naumann, Triangular Stories, 2012

Das Werk

Henrike Naumann bezieht sich nicht von ungefähr auf die in Zwickau zu lange unbemerkte Terrorgruppe NSU, die nah an den Orten ihrer eigenen Kindheit rechtsextremistische Pläne entwickelte und nach 1992, dem „letzten Sommer der Unschuld“, so die Künstlerin, in die Tat umsetzte. Das Werk ist vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen von ungebrochener Aktualität. Diese beiden Schlüsselwerke Lewandowskys und Naumanns wurden 1995 und 2015 als Förderankäufe des Freistaates Sachsen für den Kunstfonds erworben.

Ergänzt werden sie

Ergänzt werden sie durch eine neunstündige Videoarbeit von Mario Pfeifer (* 1981). In der Arbeit von 2017 zeigt der in Dresden geborene Künstler Interviewmaterial von verschiedenen Personen, ohne Kommentare oder Bewertungen beizufügen. So nähert er sich den komplexen Lebensrealitäten in Ostdeutschland nach 1989 an. Die neun Einzelgespräche verdeutlichen ein Spektrum von individuellem politischen und gesellschaftlichen Engagement, persönlichen Erfahrungen unmittelbar vor und nach der Friedlichen Revolution von 1989 sowie von den Irritationen der Wendezeit, die bis heute andauern.

© Foto: Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Elke Estel/Hans-Peter Klut
Mario Pfeifer, Über Angst und Bildung, Enttäuschung und Gerechtigkeit, Protest und Spaltung in Sachsen/Deutschland, 2016 4K-Video mit Ton, Albertinum | Galerie Neue Meister

Ziel des Projekts

Ziel des Projekts "Über Angst und Bildung, Enttäuschung und Gerechtigkeit, Protest und Spaltung in Sachsen, Deutschland" war es, nicht nur die vor allem in Dresden geführte Debatte über gesellschaftliche Konfliktpunkte nachzuzeichnen, sondern auch den Erfahrungen, Ängste und Zukunftshoffnungen von Protagonist*innen Raum zu geben.

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